Die große Frage vor dem Erwerb eines Hauses oder einer Wohnung ist immer die gleiche. „Sollen wir wirklich ein Haus kaufen oder doch lieber zur Miete wohnen?“. Die Antwort lässt sich nicht pauschal beantworten, ob ein Haus oder eine eigene Wohnung den Lebensumständen, finanziellen Mitteln und vor allem dem eigenen Wesen entsprechen. Für ein eigenes Haus sprechen der langfristige Aufbau von Vermögen und auch eine Absicherung im Alter. Vor allem aber wird einer der wesentlichen Gründe sein, ein eigenes Heim zu besitzen!
Aber wie war meine Entscheidung? Mit Anfang 30 kam ich mir schon etwas spießig und konservativ vor, als ich mich mit der weiteren Planung beschäftigte.
Hauskauf, das ist klar! Oder doch nicht?

Nach unzähligen Sendungen im Fernsehen über insolvente Bauherren, korrupte und betrügerische Baufirmen und Leute die ihr Leben lang für eine Bruchbude abzahlen sollten, war ich eindeutig vorbelastet. In meiner Familie hatte noch niemand gebaut und der Kauf eines Hauses ist eine sichere Bank. Man weiß was man bekommt! Bei meiner Frau war dies anders, Eltern und Onkels haben bereits Bauerfahrung und meinen da kann nichts schief gehen.
Auf der Suche nach einem Haus
Mir war das Ganze nicht geheuer, also machten wir uns auf den Weg und durchforsteten diverse Onlineportale wie Immonet und Immobilienscout. Auch bei der Sparkasse schauten wir vorbei und statteten unserem örtlichen Immobilienmakler einen Besuch ab. Über einen Bekannten der sich in der Szene relativ gut auskennt, erfahren wir das etwa 80 % der guten Angebote nicht über Online Plattformen angeboten werden. Ein klarer Vorteil der Onlineplattformen ist aber ein schneller Marktüberblick über Preise, Angebotslage und auch Größe der verfügbaren Grundstücke in der betreffenden Gegend.
Tipp: Sollte man Präferenzen an das Grundstück zum Beispiel Ausrichtung, Nähe öffentliche Verkehrsmittel, Seitenstraßen, Wald oder Wasser haben, so ist Google Maps oder auch Google Earth ein unverzichtbarer Helfer. Ich möchte jedem raten sich über diese Punkte genauestens Gedanken zu machen.
Aber weiter mit der Entscheidungsfindung. Nach kurzer Zeit hatten wir 2-3 interessante Objekte ins Auge fassen können. Los ging es zur Besichtigung. Vorbereitet mit einem Buch zum Thema „ein gebrauchtes Haus kaufen“ konnte uns ja nichts mehr passieren. Was soll ich sagen, nach diesen Besichtigungen und einigen weiteren, waren die Vorstellungen unseres Hauses schon sehr konkret. Es war nichts geblieben von „ich komme in das Haus, es gefällt mir und ich fühle mich wohl“.
Die Beratung der Makler
Stattdessen war klar, es musste einen Keller haben, südlich ausgerichtet sein, am besten die Straße auf der Nordseite, an einem Wald liegen und fußläufig zur S-Bahn (Berlin) bzw. dem öffentlichen Nahverkehr sein. Unsere Ansprüche an das Grundstück waren laut Makler illusorisch und so wurde uns an Exposés zugesandt was eben verfügbar ist. Die Beratung war meist telefonisch und somit kurz und knapp gehalten.
Die erste richtige Immobilie
Nach etwa zwei Monaten hatten wir ein Grundstück in die engere Wahl geschlossen. Der Preis wurde bei Immonet bereits einige Male nach unten korrigiert. Für uns an der Schmerzgrenze und auch ein wenig über den üblichen Marktpreisen. Das Haus war sechs Jahre alt, hatte bereits eine Erdwärmeheizung und war mit 180 m2 ausreichen groß. Von außen war das Haus mit hübschen Stuckornamenten versehen. Der Makler war angenehm, ein eher schüchterner, hagerer Typ, mitte 40, der sich selbst nicht als der typischen Makler bezeichnet. Seine Strategie, moderieren, uns beraten, aber nicht mit zu vielen Details und schon gar nicht mit bauphysikalischen Dingen belästigen.
Die erste Besichtigung verlief insgesamt positiv und wir gingen mit einem euphorischen Gefühl nach Hause. So berieten wir uns mit Verwandten und Bekannten und meldeten uns wenige Tage später erneut beim Makler, um zweiten Termin anzusetzen. An diesem sollten meine Schwiegereltern als auch ein guter Bekannter, Bauingenieur, teilnehmen. Wir wollten bei dieser Entscheidung unbedingt einen Bausachverständigen hinzuziehen. Die Kosten am freien Markt für eine solche Begehung belaufen sich in der Regel auf etwa 300 bis 500 Euro.
Der zweite Besichtigungstermin
Zusammen erschienen wir erneut mit dem Makler am Kaufobjekt. Der Makler war überrascht, dass wir einen Bausachverständigen auftauchten. Er ließ sich aber nicht beirren und fuhr mit seinem Programm fort. Jetzt war die Stunde unseres Bausachverständigen gekommen. Nach kurzer Zeit stellten sich die luxuriösen Fenster als relativ einfache Standardfenster heraus, die Treppe hatte der Bauherr selber eingebaut und insgesamt wurde viel am Haus in Eigenleistung erbracht. Da der ehemalige Bauherr beruflich mit dem Hausbauen zu tun hat, waren die Ausführungen semiprofessionell durchgeführt worden. Mir waren all diese Dinge bei der ersten Besichtigung nicht aufgefallen. Der Makler wich nun nicht mehr von meiner Seite. Ich wiederum versuchte in abzuwimmeln, damit wir uns in Ruhe das Haus ansehen konnten. da er nun seine Felle wegschwimmen sah, gelang es mir nicht. Ein harmloser Riss im Wirtschaftsraum wandelte sich zu einem bedenklichen Mangel der unbedingt geprüft und die Wand zum Teil aufgestemmt werden sollte. Nach ca. 1 h Besichtigung und einem Crashkurs zum Thema Hausbau bekamen wir einen neuen Blick auf das Haus. Der Preis wurde noch einmal um ca. 10 % nach unten korrigiert und wir beendeten den zweiten Besichtigungstermin. Das Haus war aber trotz allem insgesamt in gutem Zustand.
Was störte mich an diesem Haus, warum nicht kaufen? Das Haus lag am Wald, wie wir es uns gewünscht hatten. Fußläufig zur S-Bahn. Das Grundstück war mit etwa 1100 m2 wunderbar groß. meine Frau war begeistert von der Küche, dem Kamin im Landhaus-Stil, der geschmackvollen Aufteilung der Räume. Die Bauherren hatten in etwa den gleichen Geschmack wie wir, ohne Frage. Zu denken gab mir der Rat meines Freundes „Für 50.000 € mehr kannst Du das Haus neubauen, und es ist dann so wie Du es Dir wünscht.“
Was muss unser Haus haben?
Mir fehlte ein Keller, der Wald war westlich gelegen mit sehr dichten Bäumen, nachmittags kommt kein Sonnenschein auf das Grundstück. Da ich aufgrund meiner Berufstätigkeit die Terrasse eher abends nutzen kann, ist dies ein echter Nachteil. Die Vorstellungen zur Ausstattung mit Bodenbelägen, Anzahl der Bäder, Duschen und Aufteilung der Räume wurden durch die letzten Hausbesichtigungen immer konkreter.
Die Entscheidung
Nach einigen kurzen Nächten und intensiven Gesprächen mit meiner Frau und mir, entschieden wir uns ein Musterhaus zu besuchen und uns über das Thema Hausbau zu informieren. Zumindest wollten wir alle Alternativen beleuchten, um uns sicher zu sein, die richtige Entscheidung zu treffen.
Wir studierten Preislisten, Baupläne, Bauablaufpläne, Ausstattungslisten und schauten uns mehrere Musterhäuser an. Wir waren begeistert. Nun brauchten wir nur noch einen Bauunternehmer. Die Entscheidung ist gefallen, wir bauen ein Haus!